FB2_UT2017_#_Gebetshaltung_2
Eines Tages kamen zu einem einsamen Mönch einige Menschen. Sie fragten ihn: „Was ist der Sinn von Stille und Meditation, für die du und deine Brüder stehen?“

Der Mönch war gerade mit dem Schöpfen von Wasser aus einem tiefen Brunnen beschäftigt. Er sprach zu seinen Besuchern: „Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?“ Die Leute blickten in den tiefen Brunnen und antworteten: „Wir sehen nichts!“

Der Mönch stellte seinen Eimer ab. Nach einer kurzen Weile forderte er die Leute noch einmal auf: „Schaut in den Brunnen! Was seht ihr jetzt?“ Die Leute blickten wieder hinunter: „Jetzt sehen wir uns selbst!“
„Ihr konntet nichts sehen“ erwiderte der Mönch, „weil das Wasser unruhig war wie euer Leben. Nun aber ist es ruhig. Das ist es, was uns die Stille schenkt, man sieht sich selber!“

Dann gebot der Mönch den Leuten, noch eine Weile zu warten. Schließlich forderte er sie auf: „Und nun, schaut noch einmal in den Brunnen. Was seht ihr?“ Die Menschen schauten hinunter. „Nun sehen wir die Steine auf dem Grund des Brunnens.“ Da erklärte der Mönch: „Das ist die Erfahrung von Stille und Meditation. Wenn man lange genug wartet, sieht man den Grund aller Dinge.“

 

* aus dem ZEN